Russische Kapelle

Entwurf:1897 - 1899Fertig­stellung:1899

Inmitten des Ensembles auf der Mathildenhöhe steht die Russische Kapelle, ein reich verziertes Bauwerk, das unabhängig von der Künstler­­kolonie bereits Ende des 19. Jahr­hunderts erbaut wurde. Eine der Schwestern des Groß­h­erzogs Ernst Ludwigs heiratete Nikolaus II., den letzten Zaren von Russland. Diese Schwester Alix, Enkelin der Queen Victoria, trat zum russisch-orthodoxen Glauben über und nannte sich nun Alexandra Feodorovna. Für die Besuche der Zaren­familie wurde eine Kapelle nach den Plänen Leontij Benuas gebaut, die künstler­ische Aus­gestaltung entwarf der symbol­istische Maler und Avantgardek­ünstler Victor Vasnezov.

Ein fein ge­arbeitetes Apsismosaik im Kirchen­innern stellt die Mutter­gottes mit Kind dar, gut sichtbar von einer nur halbhohen Ikonostase vom Kirchenraum getrennt. Diese Mosaizisten­arbeit wurde in der noch heute existier­enden Werkstatt der Brüder Froloff in Petersburg angefertigt. Eine nach byzant­inischen Vorbildern entworfene Ornamentik, die sich zugleich an der Formen­sprache des floralen Jugendstils orientiert, füllt die Wandflächen bis zur Tambour­kuppel aus. Reiches Dekor und vielfältige Materialien bestimmen auch das äußere Erscheinungs­­bild der Kapelle. Die golden leuchtenden Kuppeln als Wahr­zeichen russischer Kirchen stehen im Einklang mit dem hell­tönenden Glocken­geläut, das noch immer von Hand bedient werden muss. Heute ist dieses Kleinod russischer Baukunst die Kirche der russischen Gemeinde Darmstadts und kann außerhalb des Gottes­dienstes besucht werden.